Als Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle ermordet wurde war er 37 Jahre alt. Er hinterließ einen Sohn, Familie und Freunde.

Heute, 14 Jahre nach dem Mord an Oury Jalloh, sind mehr Fragen offen als beantwortet und die Täter noch immer auf freien Fuß. Das ist ein Schlag ins Gesicht seiner Familie und Freunde. Niederschmetternder als die Tatsache, dass ein Mensch welcher „zu seinem eigenen Schutz“ in Polizeigewahrsam genommen wurde, gestorben ist, ist die Vertuschung, das anhaltende Behördenversagen und das Schweigen, wenn nicht gar die Verachtung, der Mehrheit, die der Todesnacht folgten.

Nach polizeilicher Darstellung soll Oury Jalloh in seiner Zelle ein Feuer gelegt haben, welches letztlich zu seinem Tod führte. Um die feuerfeste Matratze entzünden zu können, soll der an den Händen gefesselte, unter Drogen einflussstehende Oury Jalloh diese zuvor aufgerissen haben. Als klänge das nicht absurd genug behaupten alle Polizist*innen, die in dieser Nacht anwesend waren, dass sie davon nichts mitbekommen hätten. Doch die Fakten sprechen jedoch eine andere Sprache: Während eine erste, staatlich angeordnete Obduktion keine besonderen Ergebnisse lieferte, offenbarte eine weitere Obduktion, die nur durch das unerbittliche Engagement der Initiative-Oury-Jalloh zustande kam, dass Oury Jalloh vor seinem Tod einen Nasenbeinbruch erlitt und sich kaum Ruß in seiner Lunge befand. Ein zurate gezogener Toxikologe gab an: „Er muss bewusstlos gewesen sein […] und dann hat ihn jemand angezündet.“. Auch ein Brandgutachten geht davon aus, dass eine Selbsttötung sehr unwahrscheinlich ist. Um ein entsprechend großes Feuer entfachen zu können, wäre laut Gutachten Brandbeschleuniger notwendig gewesen. Brandbeschleuniger besaß Oury Jalloh bei seiner Ingewahrsamnahme jedoch nicht. Genauso wenig wie ein Feuerzeug, welches nicht auf der Polizeiliste seiner persönlichen Habseligkeiten zu finden ist. Ein Feuerzeug, das später gefunden und als das Tatwerkzeug beschrieben wurde, kann während der Mordnacht nicht in der Zelle gewesen sein. Dessen Brandspuren und eingeschmolzene Textilfasern, die nicht vom Tatort stammen, sind Indizien, dass das Feuerzeug erst nachträglich hinzugefügt wurde. Außerdem steht heute fest: der Feueralarm wurde ignoriert. Der Dienststellenleiter wurde dafür 2012 zu 10.800€ wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Strafe und Gerichtskosten wurden anschließen von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Sachsen-Anhalt übernommen.
Trotz dieser Faktenlage und zahlreicher, hier nicht erwähnter Ungereimtheiten, wurde das Verfahren im Jahr 2017 eingestellt. Auch eine Beschwerde der Hinterbliebenen gegen die Verfahrenseinstellung der Staatsanwaltschaft Halle wurde am 29. November 2018 als „unbegründet“ zurückgewiesen. Woher Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad die Erkenntnis nimmt, dass „Hinweise darauf, dass Ouri Jalloh aus rassistischen Gründen getötet worden sein könnte, evident nicht vorliegen“ können wir uns nicht erklären.

Für uns steht fest: Oury Jalloh – Das war Mord!

Wir schließen uns der Forderung an: Der Fall muss neu aufgerollt und unabhängig untersucht werden. Die Verantwortlichen gehören zur Rechenschaft gezogen. Außerdem braucht es endlich unabhängige Ermittlungsbehörden, um die Schweigekartelle der Polizei zu brechen.

In Bottrop und Essen kam es in der Silvesternacht zu mindestens vier rassistischen Anschlägen. Insgesamt wurden dabei acht Menschen verletzt. Eine Frau schwebte in Lebensgefahr und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Der Täter gab bei seiner Vernehmung ausdrücklich rassistische Motivationen zu, doch anstatt einer Debatte über Rassismus und Terror hat sich im Internet und in der Politik mal wieder eine Debatte über das Asylrecht entzündet.

Wenn ein Mensch aus rassistischen Motiven sein Auto als Waffe einsetzt, um ganz gezielt Menschen mit vermeintlichem Migrationshintergrund zu töten ist das Terrorismus und muss eben so benannt werden. Umso erschütternder sind der Rassismus und die Relativierungen ausgehend von Teilen der Politik, der Medienlandschaft und in den Kommentarspalten der sozialen Plattformen. Ein Beispiel für die Verharmlosung der Anschläge von Bottrop ist ihre Verknüpfung mit den Gewaltdelikten von Amberg, wo in der Silvesternacht vier Migranten mehrere Menschen leicht verletzt haben. Durch Artikel wie „Attacken in Bottrop und Amberg – Was bislang bekannt ist“ (1) entsteht der Eindruck, dass es zwischen beiden Ereignissen eine Verbindung gibt und diese miteinander vergleichbar wären. Die eine Tat soll gegen eine Andere, vollkommen verschiedener Qualität, aufgewogen werden, um eine moralische Gleichsetzung zu erzielen. Dass Bottrop und Amberg völlig unterschiedliche Ausmaße und Hintergründe haben wird ausgeblendet, um sich mit weiterem Rassismus gegen den Rassismusvorwurf zu wehren.

In dieser Tradition steht auch die Aussage vom Bundesinnenminister Horst Seehofer (2), wenn er sagt: „Es gehört zur politischen Glaubwürdigkeit, beide Fälle mit Entschiedenheit und Härte zu verfolgen.“. Als wäre diese falsche moralische Äquivalenz nicht ausreichend genug für blankes Entsetzen, schiebt er noch die Forderung nach konsequenteren Abschiebungen hinterher. Nicht nur, dass die Forderung „kriminelle Ausländer raus“, welche lange Zeit als Erkennungsphrase von Rechtsextremen galt, es inzwischen in nahezu alle Parteien geschafft, kann man sich nicht des Eindruckes erwehren, dass die Frage im Raum steht: Hätte Bottrop verhindert werden können, wenn wir konsequenter abgeschoben hätten? Durch diese Täter-Opfer-Umkehr wird den Opfern von Rassismus und konkret der genannten Anschläge sogar noch eine Mitschuld bescheinigt. Außer Horst Seehofer, von dem wir schon einiges gewöhnt sind, schaffte es jedoch auch die
stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz (3) nicht Rassismus zu verurteilen, ohne im gleichen Atemzug mit dem Finger auf andere zu zeigen: „Es gibt in Deutschland keinen Platz für Extremismus und Intoleranz, egal, von welcher Seite ein solches Verhalten komme“
Die Verknüpfung von Bottrop und Amberg ist im Übrigen nicht nur moralisch falsch, sondern sie verstößt auch gegen journalistische Grundsätze und offenbart wie allgegenwärtig Rassismus in Deutschland ist. Zum guten Journalismus gehört es die räumliche Relevanz von Nachrichten einzuschätzen und die persönlichen Informationen von Beteiligten nur dann Preis zugeben, wenn diese für das Ereignis wichtig sind. Weder sehen wir im Fall Amberg im Gegensatz zu Bottrop eine bundespolitische Relevanz, noch erscheint es uns für die Tat von Bedeutung, dass die Täter einen Migrationshintergrund haben.

Gänzlich ohne Worte lässt uns jedoch die Relativierung des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (4), der von „Fremdenhass aus persönlicher Betroffenheit und Unmut“ spricht. Immerhin wäre der Täter HartzIV-Empfänger und Langzeitarbeitsloser gewesen. An dieser Stelle fragen wir uns ab wie viel „persönlicher Betroffenheit“ ein Terroranschlag gerechtfertigt ist. Wir wollen uns gar nicht den medialen Aufschrei vorstellen, hätten Regierungssprecher*innen solche Aussagen bei anderen Terroranschlägen getroffen.

Wir stehen solidarisch an der Seite der Opfer von jedwedem Rassismus und diesem entschieden entgegenzutreten: im Alltag, in den sozialen Medien, in der Politik, aber auch in den Nachrichten. Die Anschläge von Bottrop müssen als das bezeichnet werden, was sie sind: rassistisch motivierter Terrorismus.

Quellen:
(1) https://www.tagesschau.de/inland/bottrop-amberg-101.html
(2) https://www.deutschlandfunk.de/pruegelangriffe-und-amokfahrt-politik-reagiert-mit.1766.de.html?dram%3Aarticle_id=437272
(3) https://www.youtube.com/watch?v=2uV-hT1Yf_c
(4) https://www.zeit.de/news/2019-01/02/mann-faehrt-aus-fremdenhass-in-menschengruppen-190101-99-399840

„Some of those that work forces, are the same that burn crosses!”
Das Lied „Killing in the name“ von „Rage Against the Machine“ wurde mit der Intention verfasst die Polizeigewalt in den USA zu kritisieren und spiegelt den rassistischen Apparat der Polizei wieder. Aber auch auf der Metaebene gibt es noch eine implizite Nachricht: Säkularisierung findet nach wie vor nicht statt, im Gegenteil, vor allem hier in Deutschland hört man immer noch hellhörig auf, wenn sich die ach so guten Christen und vor allem deren grauen Eminenzen über ein Thema zu Wort melden und in den meisten Fällen wieder anfangen herumzumeckern, wie schlecht und verkommen diese Gesellschaft doch ist. So auch neulich vom katholischen Theologen Dr. Johannes Hartl. Dieser meinte das ihn eine Frage nach Selbstbestimmung der Frau nicht tiefgreifend genug sei, dass es mal wieder an der ach so sündigen Gesellschaft läge, da man ja förmlich überall damit bombardiert würde, dass Sex was Gutes sei. Er regt sich weiterhin über eine Lustgesellschaft auf, die so etwas zuließe und spitzt es in seiner These zu: „Bist du bereit Mutter oder Vater zu werden? – Wenn nicht habe keinen Sex!“ Schaut man sich nun auch mal die Kommentarsektion unter diesen Beitrag an, so wird man mit dem festsitzenden heteronormativen und rückschrittlichen Christen-Weltbild konfrontiert, welche keinen Sex vor der Ehe fordern und denen Homosexualität zuwider ist. Mit den Ideal des verbitterten leidenden Christen, welcher sich nicht freuen darf – denn dafür gäbe es ja das Nachleben – hat diese lustfeindliche und anti-emanzipatorische Vereinigung einmal mehr gezeigt, dass diese noch immer im tiefsten Mittelalter festhängen. In einer so wichtigen und essentiellen Debatte wie der um die Abschaffung der §§ 218, 219a StGB wirft solch ein Unfug den Diskurs um Längen zurück, da diese die Freiheit zur Selbstbestimmung der Frau und der Freiheit des Lebensentwurfes totalitär Entgegenwirken und somit ein Angriff auf die Freiheit des Menschen vollführt. Jeder Mensch muss frei entscheiden dürfen wie er sein Leben gestalten will, ob eine Frau sich für eine Schwangerschaft entscheidet oder ob man Feiern geht, ob man Drogen nimmt oder welchen Partner man sich wählt und was man in dieser Beziehung miteinander macht. Dies alles unterliegt einer schützenswerten Privatsphäre, welche durch diese religiöse Verblendung extrem angegriffen und eingeschränkt wird. Keine Religion hat das Recht sich in die Politik einmischen zu wollen und anderen ihren Glauben und Moralvorstellung aufzuzwingen.

Am 03.12.2018 wurde nach 62 Jahren erstmals der Ballon d’Or an eine Frau verliehen und hätte somit einen Schritt zu einer mehr als überfälligen Gleichberechtigung im Fußball darstellen können. Stattdessen endete der Versuch in einem nicht hinnehmbaren Sexismus. Die herausragende Fußballerin Ada Hederberg wurde bei der Preisverleihung zur besten Spielerin der Welt vomfranzösischen DJ Martin Solveig gefragt, ob sie für ihn twerken könne. Anna Hederberg hat mit 23 Jahren bereits 300 Tore geschossen und hat dieses Jahr mit ihrem Verein Olympique Lyon, als Torschützenkönigin, die Liga und die Champions League gewonnen. All diese Erfolge waren wohl nebensächlich, wurde sie doch mit dieser Aussage darauf reduziert eine für Sex verfügbare Frau zu sein. Diese Äußerung spiegelt das allgemeine Bild auf den Frauenfußball wieder. Können und Leistungen werden geschmälert und belächelt und in einem Schulteam das Mädchen grundsätzlich ins Tor gestellt. Das durchschnittliche Jahresgehalt der Fußballer*innen in der 1. Bundesliga von etwa 40.000 € entspricht dem einmaligen Monatsgehalt eines Fußballers in der selbigen Liga. Medial wird Frauenfußball möglichst feminin dargestellt, um so die bestmöglichste Vermarktung zu erreichen. Die Schönheit und Anmut der Frauen wird hervorgehoben und lesbische Partner*innen möglichst verschwiegen. Neben den Akteur*innen auf dem Platz musste auch die Fußball Moderatorin Claudia Neumann, die 2016 als erste Frau ein Spiel der Herren-Fußball EM moderierte, heftigste Beleidigungen wegen ihres Geschlechts hinnehmen: „Claudia Neumann soll von mir aus beim ZDF den Flur wischen, aber bitte nicht kommentieren“. Doch auch strukturell schlägt sich die Ungleichbehandlung nieder. Eine Million Mädchen und Frauen sind in Vereinen innerhalb des DFB aktiv, jedoch sind innerhalb der Führungspositionen nur 3,7 % Frauen auffindbar. Die meisten geschäftlichen Anliegen werden dabei ebenfalls durch Männer vorgenommen. Sexismus aus typischen Fankulturen im Fußball wurden dieses Wochenende erst wieder durch das Transpi der Dynamo Dresden Fans gegen St. Pauli sichtbar mit dem Slogan „Ihr müsst heute Abend hungern, weil eure Fotzen mit euch im Block rumlungern.“ Doch es gibt auch Stimmen des Protestes gegen diese Zustände. Etwa setzte das erste Frauenteam des Roter Stern Leipzig gegen das zweite Team von RB Leipzig am Sonntag ein gemeinsames Zeichen mit ihrer Transpi-Aktion: „Love Football – Hate Sexism“. Gegen jeglichen Sexismus und der Ermutigung von Mädchen und Frauen im Fußball! 

In Frankreich gibt eine landesweite Protestbewegung, die sich ursprünglich an einer Benzinpreiserhöhung entzündete und sich zu einer allgemeinen Kritik an der Politik Macrons entwickelt hat. Obwohl die geplante Steuererhöhung inzwischen zurückgenommen wurde ist klar: Macron wird von seiner neoliberalen Regierungslinie nicht abweichen.

In diesem Kommentar soll weder von den auf schärfste zu kritisierenden existierenden Querfront-Tendenzen abgelenkt werden, noch wollen wir all ihre Forderungen von Gilets Jaunes gutheißen. Ganz im Gegenteil: Die Forderung nach konsequenteren Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber*innen lehnen wir entschieden ab.

Wir wollen es uns dennoch erlauben, auf das aufmerksam zu machen, was scheinbar Teile der deutschen Linken vergessen haben: Dass es für viele Menschen bei diesen Protesten um die Bedrohung ihrer Existenz geht. Mehr als 8 Millionen Menschen in Frankreich, also rund 14% der Bevölkerung, leben mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Während Macrons wirtschaftsfreundliche Politik auf der einen Seite alleine zwischen dem ersten Halbjahr 2017 und 2018 14 Milliarden Euro durch die Senkung der Vermögens- und Unternehmenssteuer von unten nach oben verteilt hat, werden auf der anderen Seite Renten eingefroren, Sozialsteuern erhöht und Sozialleistungen gekürzt, um die entstandenen Haushaltslöcher zu stopfen. Hinzu kommen ein massiver Stellenabbau im öffentlichen Dienst, sowie eine Arbeitsmarktreform, welche Kündigungen erleichtert und dazu führt, dass 95% aller französischen Unternehmen zukünftig nicht mehr auf Verhandlungen mit den Gewerkschaften bei Vereinbarungen über Arbeitszeiten und Gehälter angewiesen sind. Macrons Antwort auf die miserable Situation breiter Teile der Bevölkerung ist somit der massive Rückbau der sozialen Errungenschaften der 5. Republik. Die Erhöhung der Benzinpreise stellt vor diesem Hintergrund eine weitere enorme Belastung für die Unteren der Gesellschaft und eben jene die den Abstieg fürchten müssen dar. Dennoch kann sie nicht als Grund, sondern nur als Anlass der aktuellen Proteste verstanden werden. 

Wir wissen, dass trotz dieser Umstände die Bewegung nicht von der berechtigten Kritik freigesprochen werden kann. Gilets Jaunes ist keine Partei oder Organisation – sie ist eine Bewegung, die aus gravierenden gesellschaftlichen Verwerfungen entstanden ist.

Die Aufgabe linker Politik ist es einen Beitrag für ein besseres Leben aller Menschen zu leisten. In diesem Sinne bringen wir uns mit einem emanzipatorischen Anspruch in gesellschaftliche Kämpfe ein, gestalten sie und zeigen uns solidarisch mit den Protestierenden und den Opfern von Polizeigewalt!

Gestern war der internationale Tag der Menschen mit Behinderung.

Es geht unteranderen darum, weltweit auf die Rechte der Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. 
Am 03.05.2008 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, in Deutschland am 26.03.2009. 
Bis dahin durften beispielsweise gehörlose Menschen an Schulen nicht die Gebärdensprache nutzen. 
Doch auch heute noch werden die Rechte dieser Menschen in Deutschland nicht geachtet. Hierfür wurde Deutschland im Jahr 2015 von der UN gerügt und steht erneut davor gerügt zu werden.
So ist es ein Recht, dass jeder Mensch eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommt. Jedoch ist die Mehrzahl in Werkstätten beschäftigt. Nichtmal 1 % jährlich schafft den Übertritt auf den 1.Arbeitsmarkt.
Auch der Lohn ist in einer Werkstatt mit 150 – 200 € monatlich bei einer über 30-Stundenwoche zu gering.
Das Thema Inklusion im Bildungssystem wird ebenfalls bemängelt, da noch immer das Förderschulsystem existiert. Jedoch scheitert Deutschland schon teilweise an der Inklusion von Menschen mit Legasthenie, Dyskalkulie und AD(H)S in das reguläre Schulsystem.

Ein weiterer Punkt ist an diesem Tag, die Achtung der Würde eines jeden Menschen mit Behinderung.
So kommt es immer noch zu Diskriminierung dieser Gruppe im alltäglichen Leben. Auf der offenen Straße machen sich Menschen über diese Personengruppe lustig. Menschen mit Behinderung werden noch oft als hilflos dargestellt und auf ihre Behinderung reduziert. Das geht nicht!

Übrigens: 96 % der Menschen mit Behinderung haben ihre Behinderung im Laufe ihres Lebens durch eine Krankheit, durch einen Unfall oder durch das Alter erworben.

Wir müssen uns gegen jede Form der Diskriminierung von Menschen mit Behinderung einsetzen.

Auf den Black Friday folgt der sogenannte Cyber Monday. Online locken unzählige Händler mit Aktionspreisen und Sonderangeboten. Maßgeblich ist dabei aber nicht der tatsächliche Marktpreis der Ware, sondern die vom Hersteller weitaus höher angesetzte unverbindliche Preisempfehlung (UVP). Wenn überhaupt sind Preisnachlässe zwischen zehn und 20 % realistisch. Vom Konsumfieber angesteckt, werden – in der Hoffnung gerade den Schnapper des Jahres zu machen – beispielsweise beim Onlineversandhändler Amazon massenhaft Produkte bestellt. Dann wird zu Hause in Ruhe aussortiert, was man tatsächlich benötigt und was nicht. Letzteres wird dann als Retoure zu Amazon zurückgeschickt. Dort angekommen lohnt es sich für den Versandhändler allerdings nicht, die Retouren erneut ins Lager einzusortieren, sodass die Ware übereinstimmenden Medienberichten zufolge meistens zerstört und entsorgt wird. Als wäre das nicht genug, erhöht der Konsumwahn den Druck auf die Mitarbeiter*innen der Versandhändler und Paketdienste, welche ohnehin schon unter katastrophalen Arbeitsbedingungen beschäftigt werden.

Hin zum verantwortungsvollen Konsum. Außerdem gilt weiterhin: Support your local dealer!

Der 9. November gilt in der Gesellschaft als Schicksalstag der Deutschen. Zurecht, denn es ist der Tag der Reichspogromnacht. Als Reichspogromnacht werden heute die antisemitischen Gewaltexzesse in der Nacht vom 9. auf den 10. November des Jahres 1938 bezeichnet. Die Pogrome waren jedoch nicht auf die Nacht des 9. November beschränkt, sie begannen vorher und dauerten bis zum 13. November an.

Auch in Leipzig ist der Antisemitismus seit der Moderne verankert. Schon 1936 wurde in der Nacht vom 9. zum 10. November das Mendelsohn-Denkmal vor dem ehemaligen Gewandhaus niedergerissen. Genau zwei Jahr danach, in der sogenannten Reichspogromnacht, wurden 550 Jüd*innen in Leipzig verhaftet. Deutschlandweit bilanzierten die Nazis 91 Ermordete, sowie unzählige verletzte, misshandelte und vergewaltigte Jüd*innen. Insgesamt wurden 191 Synagogen durch Brandstiftung zerstört und rund 7 500 jüdische Geschäfte verwüstet. Friedhöfe wurden geschändet und Wohnungen geplündert. Viele Jüd*innen wurden verhaftet, in KZs verschleppt und später ermordet.

Heute, 80 Jahre nach der Shoa, existiert der Antisemitismus immer noch. Deshalb ist es umso wichtiger, den Verfolgten zu gedenken und auf den modernen Antisemitismus aufmerksam zu machen. Allein aus dem Jahr 2017 sind 1453 antisemitische Straftaten bekannt. Ebenfalls steigend ist die Zahl von Anfeindungen, Hasskommentaren im Internet oder der Reproduktion antisemitischer Stereotype. Auch 2018 sind es immer noch jüdische Geschäftsleute, wie George Soros oder die Rothschilds, welchen die Schuld am Kapitalismus zugeschrieben wird. Der Antisemitismus ist also nicht ausgestorben, sondern hat sich transformiert. Zum „neuen Antisemitismus“ gehören Aussagen wie: „Man sollte die Geschichte ruhen lassen und sich gegenwärtigen oder zukünftigen Problemen widmen“, welcher 2015 77% der Deutschen zustimmten. Diese Forderung nach einem Schlussstrich unter der Shoa, hat mit dem Erstarken des Nationalismus in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Solche Aussagen gehen dabei häufig mit einer Relativierung der Shoa oder der Delegitimation Israels einher. Dieser Antisemitismus wird in heutiger Zeit immer salonfähiger, zusammen mit den Formen, welche Israel dämonisieren und mit doppelten Standards belegen. Für uns folgt daraus, dass wir heute, am 9. November, eine Gedenkveranstaltung ausrichten. Nicht um diese Pogrome zu instrumentalisieren, sondern um an die Opfer zu erinnern und die Gesellschaft für Antisemitismus zu sensibilisieren

Homophobie und Sexismus im Fussball – Redebeitrag zur Demo gegen Partypatriotismus zur WM 2018:

Wenn Schauspieler_innen, wenn Politiker_innen, wenn Musiker_innen, wenn andere Personen des öffentlichen Lebens ihr Coming Out haben, ist es zwar zumeist noch eine Meldung in den Medien wert, jedoch sind diese nicht zu vergleichen mit dem medialen Echo, welches ein ähnliches Coming Out im Fussball nachklingen würde.

Sätze wie: „Heul doch nicht rum, du Schwuchtel“, „du Homo“, „du schwules Arschloch“ oder generell das Wort „schwul“ als vorgestelltes Attribut nahezu jeder Beleidigung, sind beginnend in den Dorfligen bishin zu Fussballweltmeisterschaften quasi Tagesgeschäft. Der Aufschrei auf und neben dem Platz ist vergleichsweise gering. Zwar hat sich die Fussballwelt in den letzten Jahren zunehmend sensibilisiert, von einer notwendigen Auseinandersetzung, die dem Thema gerecht wird, ist man jedoch noch weit entfernt.

Offensichtlich ist es für die bekannten Fussballverbände, FIFA, UEFA oder DFB eine Überforderung, sich tiefgründig mit mehreren Formen von Diskriminierung zu beschäftigen. So liest und sieht man zwar immer wieder Kampagnen gegen Rassismus im Fussball – nach großen Kampagnen gegen Homophobie warten man nach wie vor vergebens.

Ein Beispiel verdeutlicht das – wohlwollend ausgedrückt – fehlende Bewusstsein von Fussballverbänden und deren strukturelle Homophobie. In einem Fall sollte ein Fussballspieler für 6 Spiele gesperrt werden, weil er seinen Gegenspieler rassistisch als „schwarzes Schwein“ bezeichnet haben soll. Der Beschuldigte gab vor dem Sportgericht zu ihn beleidigt zu haben, jedoch „nur“ als „schwules Schwein“. Konsequenz des Sportgerichts? Nur 3 statt 6 Spiele Sperre.

Dass die FIFA kritiklos WMs nach Russland und Katar vergibt, wo Homosexualität ein Tabuthema beziehungsweise sogar verboten ist, zeigt ebenfalls den wenig kritischen Umgang der FIFA.

Homophobie scheint im Fussball eine ihrer letzten Wohlfühlzonen gefunden zu haben. Als »eine Domäne heterosexueller, monokultureller Männlichkeit« und »eng verbunden mit dem Bild vom starken Mann« beschreibt Bundesligaspielerin Tanja Walther-Ahrens in ihrem Buch »Seitenwechsel. Coming-out im Fußball« den Fussball.

Kein Platz für Weichlichkeit.

Kein Platz für Abweichen vom Postulat der unbedingten Männlichkeit.

Zwar bemühen sich Trainer, Spieler und Funktionäre immer wieder dem Thema die nötige Sorgfalt und Berücksichtigung zu schenken, doch leider sind dies zumeist nur hohle Phrasen.

Als Thomas Hitzlsperger, ehemaliger Nationalspieler, nach seiner Karriere sein Coming Out vollzog, seien Bundestrainer Joachim Löw und Manager der deutschen Nationalmannschaft Oliver Bierhoff verständnisvoll gewesen, haben diesen Schritt als etwas völlig normales begrüßt.

Selbiger Oliver Bierhoff bezeichnete Gerüchte, es gebe in der DFB-Auswahl und ihrem Trainerstab viele Homosexuelle, als „einen Angriff auf meine Familie – die Familie der Nationalelf“. Ganz so egal scheint die sexuelle Orientierung wohl doch nicht, betrachtet man derartige Beißreflexe.

Wo Verbände und Vereine versagen, versuchen vereinzelt organisierte Fangruppen auszubügeln. Zunehmend sieht man Regenbogenfahnen in Fankurven, liest über Queere Fan- und Ultragruppierungen, welche das Thema LGBTIQ* und Fussball begleiten. Auch wenige – zumeist als links gesehene – Vereine beschäftigen sich inhaltlich, wie auch symbolisch mit dem Thema.  Der FC. St. Pauli läuft beispielsweise mit kleinen Regenbogenfahnen im Trikot auf, im Karl-Liebknecht-Stadion des SV Babelsberg wehen relativ prominent jene Fahnen. Insgesamt gehen homophobe Gesänge und Spruchbänder in den oberen Ligen leicht zurück, sind aber immer noch nicht vollständig vertrieben.

Viele Clubs ducken sich weg, um Imageschäden zu vermeiden – Trainer, Funktionäre etc. gehen Debatten aus dem Weg

Homophobe Äußerungen passieren „Im Eifer des Gefechts“.

Man spricht „das intern an. Aber da kochen die Emotionen auch mal hoch, das kann man dem Junge nicht übel nehmen.“.

Dany Frick – ein Spieler vom FSV Zwickau beleidigte einen Gegenspieler als „scheiß Schwuchtel“, das entsprechende Video hat der MDR auf YouTube hochgeladen. Überschrift: „Frick mit verbaler Entgleisung“ – Kein Wort zum homophoben Charackter.

An vielen Stellen wird schlicht verharmlost, wird weggeschaut, wird weggeredet.

So auch beim Thema Sexismus.

Jüngstes Beispiel, die erste und bisher einzige Kommentatorin bei einer WM beim ZDF, bekommt einen Shitstorm, ist  „So ’ne heisere Krächztussi“, die keine Ahnung von Fussball hat. Ähnliches gab es bei dieser WM auch bei der englischen BBC und in Schweden.

Frauenfussball selbst genießt nach wie vor nicht den gleichen Stellenwert, wie der Herrensport. Deutlich weniger Zuschauer_innen, schlechtere und weniger Sponsoren, kleinere Ablösen und deutlich schlechtere Gehälter. Wer die Angleichung der Gehälter zwischen Mann und Frau* fordert, darf bei dieser Forderung auch im Fussball nicht halt machen.

Wer fordert, dass Politik im Fussball und Stadion nichts zu suchen habe, verkennt, dass Sport, hier Fussball nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern immer eine Projektion der Gesellschaft darstellt. Politik ist integraler Bestandteil vom Sport und ist notwendigerweise auch im Stadion verortet. Forderungen, die versuchen Politik aus dem Stadion zu drängen sind auffällig oft welche, in Reaktion auf Kritik an rassistischen, sexistischen oder homophoben Vorkommnissen in Stadien. Explizit, wenn weiße, heterosexuelle Männer versuchen sich ihren wohl noch einzigen wahren Freiraum zu erhalten.

Wir fordern Vereine und Verbände auf, Gruppen & Initiativen, die sich mit Queer*-Fragen im Fussball beschäftigen deutlich stärker zu unterstützen, um sich selbst, aber auch Spieler und Fans für die Auseinandersetzung mit dem Thema zu sensibilisieren.

Außerdem fordern wir, dass keine großen Turniere in Ländern stattfinden, in denen Homophobie oder andere menschenverachtende Ideologien Staatsraison sind.

Fussball muss man nicht mögen – Fussball als Ort, an dem Homophobie und Sexismus ohne großen Widerspruch tagtäglich zu sehen ist kann man nur hassen.

In diesem Sinne: Lieb‘ doch, wen du willst!

Unser Redebeitrag vom 07.Dezember 2017 anlässlich der Proteste gegen die in Leipzig stattfindende Innenministerkonferenz:

 

Wir, als Linksjugend sind heute hier, um uns gegen die undemokratische Institution der IMK zu positionieren. Die Innnenministerkonferenz ist ein extrem mächtiges Gremium. Dennoch ist sie kaum von Gegenöffentlichkeit begleitet. Zudem ist ihre Zusammensetzung fragwürdig. Sie spiegelt nicht annähernd die politischen Mehrheitsverhältnisse wieder. So sind trotz Regierungsbeteiligungen in den Ländern weder FDP-, Grüne-, noch Linkepolitiker_innen vertreten. Dies zeigt die Dominanz der Union bei dieser Thematik.

Dies zeigt sich auch in der Themenauswahl der Konferenz: Sie gliedert sich in sechs Arbeitskreise, auf die wir im Folgenden kurz eingehen werden.

Der erste AK „Staatsrecht und Verwaltung“ beschäftigt sich mit der Ausweitung
der Videoüberwachung im öffentlichen Raum, was Bürgerrechte massiv einschränkt. Des Weiteren tagt der AK unter der Prämisse „Optimierungspotenziale zur Rückkehr“ zu nutzen. Wir wissen alle, dass dies nur auf mehr Abschiebungen ziehlt. Noch brutaler kommt nur der Vorschlag der CDU SN und der CSU, ab 2018 Abschiebungen nach Syrien zu erwirken. Dafür ist man sich auch nicht zu schade mit einem Kriegsverbrecher wie Assad zu verhandeln.

Auch „Arbeitskreis II „Innere Sicherheit“ macht wenig Hoffnung auf Besseres. Hier wird von Gefahrenabwehr und Verbrechensbekämpfung gesprochen, worüber nicht gesprochen wird, ist in diesem Kontext Racial Profiling. Soziale Sicherheit als beste Kriminalitätsprävention kommt gar nicht zur Sprache. Weiter wird über die Optimierung der länderübergreifenden Zusammenarbeit der Spezialeinheiten gesprochen. Jedoch wird hier ignoriert, dass Spezialeinheiten im Zivilen eingesetzt werden, wo sie nicht notwendig sind. Spezialeinheiten sind geringerer
demokratischer Kontrolle unterworfen. Der Einsatz dieser Spezialeinheiten erhöht das Gewaltpotential und die Hemmschwelle für die Gewalt.

In AK III „Kommunales“ wird nicht über die tatsächlichen Finanzierungsprobleme gesprochen, die die Kommunen zu zerreißen drohen. Man müsste über die Schuldenbremse und Investitionen in die Infrastruktur reden und nicht darüber den finanziellen Schraubstock an die Kommunen anzulegen und zuzuziehen. Dieses Finanzproblem zeigt sich auch bei der Unterbringung von Geflüchteten.

Der AK IV Verfassungschutz beschäftigt sich glücklicherweise mit Rechtextremismus und dem NPD-Verbotsverbotsverfahren. Allerdings wird hier sowohl ignoriert, dass der Verfassungsschutz und auch die Polizei ein waschechtes Problem mit Nazis in den eigenen Reihen hat. Dies zeigte sich am deutlichsten am bisher noch immer unaufgeklärten NSU- Komplex, wo Gelder des Verfassungsschutz aktiv in die Morde gesteckt wurden. Zudem wird ignoriert, dass das NPD-Verbotsverfahren auch aufgrund von Fehlern der Antragssteller gescheitert ist.

Der Arbeitskreis V „Rettungswesen und Katastrophenschutz“ sollte sich endlich mit staatlicher Grundsicherung von Feuerwehren auseinandersetzen. Und auch um eine funktionierende Ausrüstung des Katastrophenschutzes kümmern. Insbesondere im Bezug auf Hochwasserschutz brauchen wir auch die Wiedereinführung der Pflichtversicherung gegen Elementarschäden.

Der letzte Arbeitskreis „Organisation, öffentliches Dienstrecht und Personal“ müsste sich mit einer Verbesserung des wichtigen öffentlichen Dienstes befassen. Wir fordern im öffentlichen Dienst eine faire Entlohnung.

Es gibt wichtige Dinger über über die gar nicht geredet wird: Zum Beispiel darüber, dass ein verfälschtes Sicherheitsempfinden besteht, Menschen fühlen sich trotz objektiver Sicherheit unsicher. Dass Aufgrund des Personalmangels die Einstiegshürden und Ausbildungsqualität der Polizei weiter gesenkt werden und dennoch diese weiter militarisiert wird. Zudem ist sie nicht ausreichend demokratisch legitimiert. Dass die beschlossene Vorratsdatenspeicherung nutzlos ist und dennoch Bürger_innenrechte und organisierte Zivilgesellschaft massiv einschränkt.

Wir fordern daher, dass dieses undemokratische Gremium durch ein niederschwelliges und demokratischeres Gremium, das den Bürger_innenwillen besser abbildet, ersetzt wird.