Als Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle ermordet wurde war er 37 Jahre alt. Er hinterließ einen Sohn, Familie und Freunde.
Heute, 14 Jahre nach dem Mord an Oury Jalloh, sind mehr Fragen offen als beantwortet und die Täter noch immer auf freien Fuß. Das ist ein Schlag ins Gesicht seiner Familie und Freunde. Niederschmetternder als die Tatsache, dass ein Mensch welcher „zu seinem eigenen Schutz“ in Polizeigewahrsam genommen wurde, gestorben ist, ist die Vertuschung, das anhaltende Behördenversagen und das Schweigen, wenn nicht gar die Verachtung, der Mehrheit, die der Todesnacht folgten.
Nach polizeilicher Darstellung soll Oury Jalloh in seiner Zelle ein
Feuer gelegt haben, welches letztlich zu seinem Tod führte. Um die
feuerfeste Matratze entzünden zu können, soll der an den Händen
gefesselte, unter Drogen einflussstehende Oury Jalloh diese zuvor
aufgerissen haben. Als klänge das nicht absurd genug behaupten alle
Polizist*innen, die in dieser Nacht anwesend waren, dass sie davon
nichts mitbekommen hätten. Doch die Fakten sprechen jedoch eine andere
Sprache: Während eine erste, staatlich angeordnete Obduktion keine
besonderen Ergebnisse lieferte, offenbarte eine weitere Obduktion, die
nur durch das unerbittliche Engagement der Initiative-Oury-Jalloh
zustande kam, dass Oury Jalloh vor seinem Tod einen Nasenbeinbruch
erlitt und sich kaum Ruß in seiner Lunge befand. Ein zurate gezogener
Toxikologe gab an: „Er muss bewusstlos gewesen sein […] und dann hat
ihn jemand angezündet.“. Auch ein Brandgutachten geht davon aus, dass
eine Selbsttötung sehr unwahrscheinlich ist. Um ein entsprechend großes
Feuer entfachen zu können, wäre laut Gutachten Brandbeschleuniger
notwendig gewesen. Brandbeschleuniger besaß Oury Jalloh bei seiner
Ingewahrsamnahme jedoch nicht. Genauso wenig wie ein Feuerzeug, welches
nicht auf der Polizeiliste seiner persönlichen Habseligkeiten zu finden
ist. Ein Feuerzeug, das später gefunden und als das Tatwerkzeug
beschrieben wurde, kann während der Mordnacht nicht in der Zelle gewesen
sein. Dessen Brandspuren und eingeschmolzene Textilfasern, die nicht
vom Tatort stammen, sind Indizien, dass das Feuerzeug erst nachträglich
hinzugefügt wurde. Außerdem steht heute fest: der Feueralarm wurde
ignoriert. Der Dienststellenleiter wurde dafür 2012 zu 10.800€ wegen
fahrlässiger Tötung verurteilt. Strafe und Gerichtskosten wurden
anschließen von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Sachsen-Anhalt
übernommen.
Trotz dieser Faktenlage und zahlreicher, hier nicht
erwähnter Ungereimtheiten, wurde das Verfahren im Jahr 2017 eingestellt.
Auch eine Beschwerde der Hinterbliebenen gegen die
Verfahrenseinstellung der Staatsanwaltschaft Halle wurde am 29. November
2018 als „unbegründet“ zurückgewiesen. Woher Generalstaatsanwalt Jürgen
Konrad die Erkenntnis nimmt, dass „Hinweise darauf, dass Ouri Jalloh
aus rassistischen Gründen getötet worden sein könnte, evident nicht
vorliegen“ können wir uns nicht erklären.
Für uns steht fest: Oury Jalloh – Das war Mord!
Wir schließen uns der Forderung an: Der Fall muss neu aufgerollt und unabhängig untersucht werden. Die Verantwortlichen gehören zur Rechenschaft gezogen. Außerdem braucht es endlich unabhängige Ermittlungsbehörden, um die Schweigekartelle der Polizei zu brechen.